Blockstrecke mit Bremsabschnitten

Immer wieder werden wir gefragt, wie man es denn erreichen könne, dass eine Lok vor einem roten Signal stehen bleiben kann. Diese Fragestellung muss jeder Modellbahner beantworten, der eine vorbildgerechte Anlage bauen möchte.

Leider ist eine einfache, allgemeingültige Antwort auf diese Frage nicht ohne weiteres möglich. Es gibt unterschiedlichste Lösungsansätze, die sich in Bezug auf (finanziellen) Aufwand und Kompatibilität erheblich unterscheiden.

Wir möchten an dieser Stelle einen Lösungsansatz vorstellen, der ohne den Einsatz einer Computersteuerung auskommt, lediglich Standardkomponenten aus dem ESU-Programm verwendet und preiswert zu realisieren ist.

Die Voraussetzungen

Natürlich funktioniert die hier vorgestellte Lösung nur unter bestimmten Randbedingungen. Diese sind schnell erklärt:

  • Sie verwenden ausschliesslich Decoder, welche die Lenz ABC-Bremstechnik unterstützen. Neben neueren Lenz Decodern beherrschen insbesondere alle ESU LokPilot V4.0 und auch alle ESU LokSound V4.0 Decoder diese Technik. 
  • Sie verwenden eine ESU ECoS oder eine Märklin® Central Station Reloaded zur Steuerung: Die Booster der Zentrale müssen eine absolut saubere, symmetrische Digitalspannung ans Gleis abgeben können. Dies gilt auch für alle externen Booster. Ältere Booster (z.B. Märklin®6017) sind intern of mit sog. Halbbrücken aufgebaut und verzerren die Gleisspannung oftmals so stark, dass die ABC-Bremstechnik nicht mehr funktioniert.

Konzept

Die Grundidee hinter der vorliegenden Lösung liegt darin, die Anlage in mehrere Abschnitte aufzuteilen. Diese sog. Blockstrecken müssen wie beim Vorbild lange genug sein, damit der längste Zug komplett darin Platz findet. Idealerweise wird jeder Block zudem noch "Raum" für den Bremsweg haben, da der Zug ja auch noch bremsen muss. Die Blockstrecken werden elektrisch (einseitig) vom Rest der Anlage getrennt.

Jeder Block wird mit einem sog. Blocksignal ausgestattet. Zeigt das Blocksignal rot, so muss der Zug anhalten. Zeigt das Blocksignal grün, darf der Zug durchfahren. Damit der Zug auch hält, wird in den Bremsabschnitt entweder die digitale Fahrspannung oder ein spezielles Bremssignal eingespeist. Das Blocksignal wird direkt von einem ESU SwitchPilot Decoder angesteuert. Dieser besorgt zusammen mit dem SwitchPilot Extension Modul auch die Erzeugung und Einspeisung des Bremssignals.

Das Bremssignal selbst besteht aus einem modifizierten DCC-Signal: Das von der ECoS gelieferte Gleissignal wird hierbei über 4 Silizium-Dioden geleitet. An jeder dieser Dioden fällt eine Spannung ab, so dass eine Halbwelle des DCC-Signals nun ca. 1,5V bis zwei Volt niedriger ist als die andere Halbwelle. Diesen Spannungsunterschied können die mit ABC-Bremstechnik ausgerüsteten Decoder erkennen und leiten daraufhin den Bremsvorgang ein.

Wenn man das ABC-Bremsen mit einem konstanten Bremsweg kombiniert (wie es bei allen ESU V4 Decodern möglich ist), kann man ein exaktes Bremsen sogar dann erreichen, wenn die Loks unterschiedlich schnell auf das rote Signal zufahren.

 

Wir haben die Umsetzung sowohl für 2-Leiter als auch 3-Leitergleise im nebenstehenden PDF Dokument aufgezeichnet. Befolgen Sie bitte genau den Anschluss und achten Sie darauf, dass die erforderlichen Trennstellen auch wirklich sauber von der restlichen Anlage getrennt sind. Es ist im übrigen nicht erforderlich, Übergangsabschnitte oder ähnliches einzubauen: Beim Einfahren in den Bremsabschitt kann bei der hier vorgestellten Methode nichts passieren, auch wenn versehentlich einmal ein Zug die beiden Abschnitte überbrücken sollte.

Zum Erzeugen des Bremssignals sollten Sie ausreichend dimensionierte, ultraschnelle Siliziumdioden verwenden. Bei uns haben sich UF5404 bewährt, die z.B. bei Reichelt (Best. Nr. UF 5405) oder Conrad (Best. Nr. 162085) preiswert erhältlich sind.

Der Relaisausgang des SwitchPilot Extension Moduls überbrückt die aus vier Dioden bestehende Diodenkaskade, wenn die Loks den Block durchfahren sollen. Je nach Verdrahtung des Blocksignals sollten Sie darauf achten, dass die korrekten Anschlüsse des Moduls verwendet werden.

Gleisbesetztmeldung

Gerade für nicht sichtbare Streckenabschnitte (z.B. in Schattenbahnhöfen) bietet es sich an, die Schaltung um eine Gleisbesetztmeldung zu erweitern. Hierfür wird im Beispiel ein ECoSDetector Modul verwendet. Dieser für 2-Leiter und 3-Leitergleise gleichermassen geeignete Rückmeldebaustein kann bis zu 16 Gleise überwachen und auf vier dieser Abschnitte sogar die Identität der darauf befindlichen Lok ermitteln. Hierzu muss der Decoder allerdings RailCom®-tauglich sein. Alle ESU LokPilot V4.0 und LokSound V4.0 Decoder beherrschen dies.

Auf dem Display der ECoS Zentrale kann man sich den Besetzt-Zustand des Gleises und ggf. die Adresse des Zugs bequem anzeigen lassen.

 

Decodereinstellungen

Die ESU V4 Decoder beherrschen das ABC-Bremsen zwar perfekt, es ist aber ab Werk ausgeschaltet. Verantwortlich für alle Brems-Modi ist CV 27. Beachten Sie hierzu das LokSound V4.0 bzw. LokPilot V4.0 Handbuch. Die Einstellungen sind in Abschnitt 10.5. näher erläutert Wir empfehlen, nur das ABC-Bremsen zu erlauben.

  • Wenn Sie 3-Leiterfahrer sind, oder im 2-Leiterbetrieb wünschen, dass die Lok auf alle Fälle stehen bleibt, egal in welcher Richtung diese das Gleis befährt, so beschreiben Sie CV 27 mit Wert 3.
  • Wenn Sie 2-Leiterfahrer sind und wünschen, dass die Lok nur stehen bleibt, wenn das DCC-Signal auf der rechten Schiene höher ist als auf der linken, so schreiben Sie in CV 27 den Wert 1
  • Wenn Sie 2-Leiterfahrer sind und wünschen, dass die Lok nur stehen bleibt, wenn das DCC-Signal auf der linken Schiene höher ist als auf der rechten, so schreiben Sie in CV 27 den Wert 2

Besitzer eines ESU LokProgrammers können die Einstellungen bequem am Bildschirm durchführen.